Am Montag, 23. Oktober, hat NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul als Projekt-Schirmpatin die erste historische Frauenpersönlichkeit mit einem „FrauenOrt NRW‟ geehrt
Am Montag, 23. Oktober 2023, hat NRW-Gleichstellungsministerin Josefine Paul mit Rainer Ritsche, Bürgermeister der Stadt Wülfrath, Andrea Rupp, Vorsitzende des FrauenRat NRW e.V., sowie Franca Calvano, Gleichstellungsbeauftrage der Stadt Wülfrath, den ersten „FrauenOrt NRW‟ eröffnet.
Der FrauenRat NRW e.V. kennzeichnet mit dem gleichnamigen Projekt Orte, an denen historische Frauenpersönlichkeiten gewirkt haben, um ihren Beitrag zur Geschichtsschreibung Nordrhein-Westfalens sichtbarer zu machen.
Margarethe Müllemann, die mutige Müllerin
Gewidmet ist der erste FrauenOrt der Müllerin Margarethe Müllemann (1603-1662), die in Wülfrath eine Wassermühle betrieb.
„Als Historikerin, Feministin und Gleichstellungsministerin habe ich auf den ersten FrauenOrt hingefiebert, denn das Projekt FrauenOrte NRW trägt dazu bei, Frauen und ihre Lebensrealitäten in ihrer Vielfalt sichtbar zu machen und tradierte Rollenbilder aufzubrechen. Es ist höchste Zeit, dass Frauen in der Geschichte Nordrhein-Westfalens in ihrer Vielfalt und Bedeutung ernst- und wahrgenommen werden. Das Wirken von Frauen steht in seiner historischen Wahrnehmung noch zu häufig zwischen den Zeilen“, sagte Ministerin Josefine Paul.
„Der erste FrauenOrt in Wülfrath und die weiteren, die folgen werden, leisten einen Beitrag, das vielfältige Wirken von Frauen sichtbar und erfahrbar zu machen. Dadurch, dass FrauenOrte zumeist im öffentlichen Raum zu finden sind, ermöglichen sie auch einen leichten Zugang zu den Geschichten der historischen Frauenpersönlichkeiten. Das Fehlen von Frauen in Geschichtsschreibung und öffentlicher Erinnerung beraubt uns wichtigen Wissens über weibliche Vorbilder und wichtiger Perspektiven bei der historischen Betrachtung von gesellschaftlichen Entwicklungen.“
Vorreiterrolle ist eine „Ehre für Wülfrath“
Margarethe Müllemann ist nun Teil des Projekts „FrauenOrte in NRW‟ und der erste von 50 FrauenOrten, die der FrauenRat NRW e.V. als Träger bis Ende 2025 eröffnen will. Wülfraths Bürgermeister Rainer Ritsche hob die Bedeutung des FrauenOrtes für Wülfrath hervor:
„Es ist eine Ehre für Wülfrath, dass wir den ersten FrauenOrt NRW erhalten. Damals wie heute gab es hier starke Frauen, so wie in unserem FrauenNetzwerk Wülfrath. Es ist daher von historischem Wert für unsere Stadt, die Geschichte von Margarethe Müllemann sichtbar zu machen. Damit rücken wir historische Frauenpersönlichkeiten in den Mittelpunkt, die auch heute noch als Vorbild dienen.‟
Höhepunkt: Enthüllung der Infotafel
Am ehemaligen Standort von Margarethe Müllemanns Mühle in der Schwanenstraße 12, einer heutigen Tierarztpraxis, enthüllten Paul, Rupp, Ritsche und Calvano vor 70 Gästen – darunter einige Landtagsabgeordnete – die rot-pinke Informationstafel zu den Lebensdaten von Margarethe Müllemann. Interessierte gelangen über einen QR-Code auf die Projekt-Website, wo sie Informationen zu den aktuell weiteren 26 festgelegten FrauenOrten in NRW finden.
Abbau von Stereoytpen für mehr Diversität
„Um Frauen sichtbarer zu machen, können wir mehr Straßen nach ihnen bennenen. Oder eben Orte wie diese schaffen, an denen ihre Leistungen für die Gesellschaft öffentlich gewürdigt werden‟, erklärte Andrea Rupp, Vorsitzende des FrauenRat NRW, das Projektziel.
„Durch thematisch und geographisch abwechslungsreiche Frauenorte können wir das frauenhistorische Potenzial unserer Landesgeschichte erschließen. Wir wollen dazu beitragen, geschlechtsbezogene Stereotype abzubauen und Diskriminierung entgegenzuwirken, um zu zeigen: NRW ist traditionsbewusst und gleichzeitig zukunftsorientiert, gleichberechtigt und divers.‟
„Ließ sich nicht einfach das Wasser abgraben“
Auf Initiative von Wülfraths Gleichstellungsbeauftragter Franca Calvano hatte der Vorstand des FrauenRat NRW e.V. sich auf Empfehlung seines Fachbeirates für Margarethe Müllemann entschieden: Sie war gerichtlich gegen einen reichen Freiherrn vorgegangen, der eine zweite Mühle bauen lassen wollte. Das Gericht gab ihr zwar Recht, dennoch baute er die Mühle. Müllemann starb verarmt und diene mit ihrer Courage als Vorbild, so Calvano:
„Als ich zum ersten Mal von Margarethe Müllemann hörte, war ich sofort beeindruckt von dieser mutigen Frau. Sie hat sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht einfach das Wasser abgraben lassen. Ich hoffe, dass der FrauenOrt eine Brücke zwischen Gestern und Heute schlägt und Frauen ermutigt, sich für ihre Rechte einzusetzen.‟
Hintergrund
Der FrauenRat NRW e.V. wurde 1970 als unabhängiger, überparteilicher und überkonfessioneller Zusammenschluss aus heute rund 50 Frauenverbänden und -gruppen gemischter Verbände gegründet und vertritt mehr als zwei Millionen Frauen in ganz Nordrhein-Westfalen. Ziel ist, die Gleichberechtigung der Geschlechter in allen gesellschaftlichen Bereichen zu fördern und zu unterstützen.
Das Projekt wird gefördert durch das Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen. Schirmpatin ist Gleichstellungsministerin Josefine Paul. Der offizielle Auftakt fand im März 2023 in Düsseldorf statt.
Vorschlag einreichen
Interessierte können Vorschläge bei Projektkoordinatorin Miriam Mauritz (frauenorte@frauenrat-nrw.de) einreichen. Pro Quartal findet eine Auswahlrunde durch den ehrenamtlichen Fachbeirat des FrauenRat NRW statt. In Frage kommen auch Frauen, die in derselben Stadt oder Kommune bereits an anderer Stelle öffentlich gewürdigt werden. Die nächste Einreichungsfrist ist der 10. Januar 2024.
Redaktionelle Hinweise
Pressefoto
Großes Bild oben: Rainer Ritsche, Franca Calvano, Josefine Paul und Andrea Rupp (v.l.n.r.) enthüllen die Infotafel zu Margarethe Müllemann. (c) Design Tafel: Saskia Staible, AVIN. Foto: Andrea Bowinkelmann.