Am 27. Juni wurden in Leopoldshöhe gleich zwei neue FrauenOrte NRW eröffnet: Auf dem neuen Bildungscampus erinnert die Gemeinde an die Schriftstellerin Dora Hohlfeld und die jüdische Künstlerin Ilse Häfner-Mode.
Grita Behrens, Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde, begrüßte die rund 80 Gäste, darunter Angehörige der Familien Tenge (Dora Hohlfeld) und Häfner.
Sichtbarkeit ist der erste Schritt zur Gerechtigkeit
Murielle Guéguen, Vorsitzende des FrauenRat NRW, unterstrich in ihrem Grußwort das Ziel des Projektes:
„Frauenbiografien, die zu oft übersehen oder vergessen werden, bekommen endlich den Platz, der ihnen gebührt: im öffentlichen Raum, im kollektiven Gedächtnis und in unserer gemeinsamen Geschichte. Denn: Sichtbarkeit ist der erste Schritt zur Gerechtigkeit.“
Auch wenn die Lebenswege der beiden gewürdigten Frauen in ihrer Individualität unterschiedlich waren, so hatten sie viel gemeinsam, sagt Guéguen weiter: „Mut, Widerstandskraft und eine Bereitschaft, sich den Umständen nicht zu beugen.“
Gegen das Vergessen
In ihren Laudatios stellten Anja Toppmöller, Bezirksvorsitzende der Frauen Union Ostwestfalen-Lippe, und Inge Hoffmann, Archivarin des Heimatvereins Leopoldshöhe, heraus, wie bedeutend die Schriftstellerin Dora Hohlfeld und die Künstlerin Ilse Häfner-Mode zu Lebzeiten waren. Beide konnten von ihrer Kunst leben.
Doch Dora Hohlfeld wurde vergessen, Ilse Häfner-Modes Leben und Werk durch das NS-Regime gebrochen. Aber: „Nein, wir vergessen nicht,“ erklärte Anja Toppmöller und unterstrich damit den Kern der FrauenOrte.
Ein idealer Ort der Inspiration für junge Menschen
Bürgermeister Martin Hoffmann erklärte, dass die Aufnahme in das Projekt FrauenOrte für Leopoldshöhe als erste lippische Kommune „ganz großes Tennis für ein kleines Dorf“ gewesen sei, der Bildungscampus als Ort der Erinnerung ideal gewählt:
„Hier kommen viele junge Menschen zusammen – und für sie wünsche ich mir, dass sie den Mut haben, ihre Überzeugungen und Träume zu leben.“
Claudia Albri sorgte für das musikalische Rahmenprogramm.
Vielen Dank an die Gemeinde Leopoldshöhe und den Heimatverein Leopoldshöhe e.V. für die schöne Eröffnung.
Das Beitragsbild zeigt v.l.n.r.: Thomas Friebertshäuser, Schulleiter der Felix-Fechenbach-Gesamtschule, Bürgermeister Martin Hoffmann, Murielle Guéguen, Vorsitzende des FrauenRates NRW, und Grita Behrens, Gleichstellungsbeauftragte Gemeinde Leopoldshöhe.
Fotos: © Nicole Steinmeier (Pressestelle Gemeinde Leopoldshöhe)

Dora Hohlfeld
Dora Hohlfeld (1860–1931), geboren als Dora Tenge, war eine der ersten Frauen, die als Berufsschriftstellerin wirkten. Sie thematisierte gesellschaftliche Gegensätze, Ehe, Bildung und Frauenrollen. Ihre Werke wurden mit denen Selma Lagerlöfs verglichen und gerieten dennoch in Vergessenheit.

Ilse Häfner-Mode
Ilse Häfner-Mode (1902–1973) wurde 1944 als Jüdin ins Arbeitslager Elben deportiert. Nach der Befreiung kehrte sie nach Leopoldshöhe zurück, wo sie weiter künstlerisch arbeitete. Sie gehört zur „Verlorenen Generation“ von Künstler*innen, deren Leben und Werk durch das NS-Regime gebrochen wurden.