Marie Reinders
geb. 1867 | gest. 1911
“Die jungen Mädchen … sollen sich möglichst bald nützlich machen, sei es, dass sie ihrer Mutter in der Hauswirtschaft hilfreich zur Hand gehen, sei es, dass sie sich in dem Geschäft ihres Vaters betätigen oder aber in irgendeiner Stellung ihr Fortkommen suchen. Diese Mädchen finden in den höheren Schulen nicht das, was sie für das Leben brauchen. Es liegt auf der Hand, dass eine besondere Art von Schule vorhanden sein muss, die neben der allgemeinem Bildungsaufgabe eine bewusste Richtung auf die künftigen Lebensverhältnisse nimmt.”
Meilensteine
- 1867 Geburt
- 1883 Lehrerinnen-Seminar in Eisenach
- 1887 Leitung Töchterschule in Stadtsulza
- 1890 Leitung Höhere Mädchenschule Menden
- 1901 Gründung Mädchen-Mittelschule
- 1904 Einzug Neubau mit 390 Schülerinnen
- 1909 weitere Schulgründungen bis 1924
- 1907 schwere Erkrankung
- 1908 städtische Übernahme der Schule
- 1911 Tod am 21. März
Lebenslauf
Wilhelmine Ernestine Klara Marie Reinders war eine engagierte Lehrerin, die für die Umsetzung ihrer damals sehr emanzipatorischen Ideen für die Bildung von Mädchen weder pädagogische noch finanzielle Risiken scheute.
Während ihrer Ausbildungszeit im Lehrerinnenseminar in Eisenach und durch ihre über 10-jährigen Erfahrungen als Lehrerin und Schulleiterin in Stadtsulza und Menden hatte sie erkannt, dass in Dortmund eine Mädchen-Mittelschule fehlte. Damit wollte sie auch Mädchen aus der mittleren bürgerlichen Schicht eine bessere Bildung ermöglichen.
Am 24. April 1901 gründete sie in Dortmund in der damaligen Schwarze-Brüder-Straße 14 in privater Trägerschaft gegen den Widerstand kirchlicher Institutionen die erste Mädchen-Mittelschule in Westfalen und wurde deren Leiterin. Am Unterricht nahmen zu Beginn 60 Schülerinnen teil.
Sie selbst soll nach Beschreibungen von damaligen Zeitzeuginnen mit gütiger Strenge auf die Kinder eingewirkt haben. Und sie rief Elternabende ins Leben. Zu dieser Zeit war das eine absolute pädagogische Neuerung und nur eine ihrer fortschrittlichen Erziehungs- und Bildungsmethoden. Neuerungen, die auch im „Allgemeinen Deutschen Lehrerinnenverein“ von Helene Lange diskutiert wurden, dem Marie Reinders schon seit seiner Gründung im Jahr 1890 aktiv angehörte.
Schon bald wurden die Räumlichkeiten auf der Schwarze-Brüder-Straße zu klein, so dass mit Finanzierung von Marie Reinders eine neue Schule in der Lindenstraße gebaut wurde. 1904 nahmen hier 390 Schülerinnen den Unterricht auf.
1908 musste sie die Schule aufgrund einer schweren Krankheit aufgeben. Kurz darauf übernahm die Stadt die Mädchen-Mittelschule und setzte an ihrer Stelle erstmals einen männlichen einen Rektor ein.
Den Siegeszug ihrer Schule – im Jahre 1924 wurden 1.400 Schülerinnen in mehreren, über das gesamte Dortmunder Stadtgebiet verteilten Schulgebäuden unterrichtet – konnte Marie Reinders nicht mehr miterleben. Sie verstarb 1911 im Alter von nur 44 Jahren völlig verarmt.
Leider ging ihr Wunsch, dass die Leitung einer Mädchenschule stets in die Hände einer Frau gehöre, nach ihrem Tod nicht in Erfüllung. Erst 1953 übernahm wieder eine Frau dieses Amt.
An ihr Wirken erinnert bis heute der Name der Schule: ab 1928 hieß sie Marie-Reinders-Mittelschule.
Nach mehreren Umzügen – unter anderem mit längeren Standorten an der Hansastraße und Landgrafenstraße – befindet sie sich seit 1951 an der Hochofenstraße 38 in Hörde. Zeitgleich bekam sie ihren endgültigen Namen: Marie-Reinders-Realschule.
KOOPERATIONSPARTNER*INNEN:
Gleichstellungsbüro Stadt Dortmund, Verein Kunst und Kultur im Kaiserviertel, Bürger:inneninitiative Frauendenkmale, Westfälisches Schulmuseum
ERÖFFNUNG:
01.10.2024
STANDORT:
Ecke Hansastraße / Hansaplatz in Dortmund