Ilna Wunderwald
geb. 1875 | gest. 1957
Ilna Wunderwald gehört zu den schillerndsten Frauenpersönlichkeiten des deutschen Jugendstils. Lange Zeit in Vergessenheit geraten, wird Ilna seit 2019 von der Kunstgeschichte zunehmend wiederentdeckt. Neben Einzelausstellungen in Berlin und Oldenburg wurde sie 2022 vom Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf als “Rebellin des Jugendstils” gefeiert.
Sie fand Einzug in die Themenausstellung “Göttinnen des Jugendstils”, die im Allard Pierson Museum in Amsterdam, im Badischen Landesmuseum Karlsruhe und im Braunschweigischen Landesmuseum zu sehen war. Damit wird sowohl Ilnas vielfältiges Œuvre zunehmend beleuchtet als auch ihr Leben und Schaffen vor dem Spiegel der Zeit kontextualisiert und eingeordnet.
Lebenslauf
Vita
Karoline Elisabeth Wunderwald wird 1875 als Tochter eines Dekorationsmalers und Fahnenherstellers in Düsseldorf geboren. Früh findet das Universalgenie Zugang zur literarischen und künstlerischen Elite der Großstadt am Rhein. Als Mitglied des Kunstvereins “Malkasten” ist sie am künstlerischen Puls der Zeit, verkehrt mit den wichtigsten Vertretern der Düsseldorfer Kunst- und Literaturszene und umgibt sich mit Paradiesvögeln.
So lernt sie hier auch den erfolgreichen und oft skandalumwitterten Schriftsteller Hanns Heinz Ewers (1871 – 1943) kennen, für den sie Buchumschläge und Illustrationen entwirft. Nach ihrer Hochzeit nennt sie sich Ilna Ewers-Wunderwald, tourt gemeinsam mit ihrem Mann für das Kabarett Überbrettl durch Europa und bereist mit ihm die Welt.
Damit entdeckt sie eine Leidenschaft, der sie auch nach ihrer Scheidung 1912 “nachgeht” – buchstäblich, indem sie sich in den 1930er-Jahren zu Fuß zu einer siebenjährigen Weltreise aufmacht.
Emanzipatorischer Freigeist
Schon früh irritiert Ilna das traditionelle, dem 19. Jahrhundert verhaftete Verständnis der wilhelminischen Gesellschaft, indem sie ein grundsätzliches Desinteresse an bürgerlichen Konventionen an den Tag legt:
Gemeinsam mit Hanns Heinz Ewers lernt sie auf Capri die Freikörperkultur schätzen und zeigt sich bereits im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Kurzhaarschnitt und Männerkleidung – Jahre bevor die sog. Flapper die Frisur in den 1920ern salonfähig machen und sich Frida Kahlo in Mexiko ähnlich androgyn inszeniert.
Später lebt sie mit dem Komponisten Gustav Krumbiegel in “wilder Ehe” in Leipzig, bis er 1914 im Ersten Weltkrieg stirbt. Ab 1917 teilt sie ihr Leben dann mit der ebenfalls in Düsseldorf geborenen Bildhauerin Elly Unkelbach.
Kunst
In einer Zeit, in der Frauen das Studium an der Düsseldorfer Akademie noch nicht offensteht, beeindruckt Ilnas Kunst durch Vielseitigkeit und Experimentierfreude. Mit Anklängen an die Art Nouveau und die britische Arts-and-Crafts-Bewegung findet sie schon bald zu einem ganz eigenen, eklektischen und von ihren Zeitgenossen hochgeschätzten Stil.
Ilnas Kunst findet die Magie in der Natur, entführt in die Exotik ferner Länder, schmückt das erotisch-verstörende Universum von Hanns Heinz Ewers und lässt uns eintauchen in die Fantastik einer Unterwasserwelt, die mit den “Kunst-Formen der Natur” spielt. Oszillierend zwischen der Motivik des Jugendstils und dem ästhetischen, von ihren Reisen inspirierten Taumel indischer und fernöstlicher Ornamentik ist der Name Programm:
Ilna schafft im wahrsten Sinne des Wortes einen verzauberten Wunderwald der Kunst, bevölkert von einem magischen Personal der Phantasie.
Tod und Nachleben
Ihren Ruhepol findet Ilna ab 1940 mit Elly Unkelbach erst auf der Insel Reichenau im Bodensee und dann bis zu ihrem Tod 1957 in Allensbach bei Konstanz. Wie so viele Künstler:innen ihrer Generation gerät sie mit ihrer traumhaften Kunst nach den Gräueln der Weltkriege und im Zuge der Neuen Sachlichkeit in Vergessenheit. Seit den späten 2010er-Jahren wird ihre Kunst nun kontinuierlich wiederentdeckt, erschlossen und gefeiert.
Zukunft
Ilna Wunderwald ist eine faszinierende Künstlerinnenpersönlichkeit, die früh die Grenzen des tradierten Frauenbild ihrer Zeit in Frage stellte und zeitlebens das feministische Ideal der eigenständigen und unabhängigen “Neuen Frau” bediente, die bedingungslos nach harmonischer und friedvoller Selbstverwirklichung strebt – in der Kunst ebenso wie im Leben.
KOOPERATIONSPARTNER*INNEN:
Nathalie Krall, ArtVenture Club e.V.
ERÖFFNUNGSTERMIN:
07. Mai 2025 (150. Geburtstag der Künstlerin)
STANDORT:
Details folgen.