Ilna Wunderwald
geb. 07.05.1875 in Düsseldorf | gest. 29.01.1957 in Allensbach
Ilna Wunderwald gehört zu den schillerndsten Frauenpersönlichkeiten des deutschen Jugendstils. Lange Zeit in Vergessenheit geraten, wird Ilna seit 2019 von der Kunstgeschichte zunehmend wiederentdeckt. Neben Einzelausstellungen in Berlin und Oldenburg wurde sie 2022 vom Heinrich-Heine-Institut in Düsseldorf als „Rebellin des Jugendstils“ gefeiert.
Sie fand Einzug in die Themenausstellung „Göttinnen des Jugendstils“, die im Allard Pierson Museum in Amsterdam, im Badischen Landesmuseum Karlsruhe und im Braunschweigischen Landesmuseum zu sehen war. Damit wird sowohl Ilnas vielfältiges Œuvre zunehmend beleuchtet als auch ihr Leben und Schaffen vor dem Spiegel der Zeit kontextualisiert und eingeordnet.
Lebenslauf
Vita
Karoline Elisabeth Wunderwald wurde 1875 als Tochter eines Dekorationsmalers und Fahnenherstellers in Düsseldorf geboren. Früh fand das Universalgenie Zugang zur literarischen und künstlerischen Elite der Großstadt am Rhein. Als Mitglied des Kunstvereins „Malkasten“ war sie am künstlerischen Puls der Zeit, verkehrte mit den wichtigsten Vertretern der Düsseldorfer Kunst- und Literaturszene und umgab sich mit Paradiesvögeln.
So lernte sie hier auch den erfolgreichen und oft skandalumwitterten Schriftsteller Hanns Heinz Ewers (1871–1943) kennen, für den sie Buchumschläge und Illustrationen entwarf. Nach ihrer Hochzeit nannte sie sich Ilna Ewers-Wunderwald, tourte gemeinsam mit ihrem Mann für das Kabarett Überbrettl durch Europa und bereiste mit ihm die Welt.
Damit entdeckte sie eine Leidenschaft, der sie auch nach ihrer Scheidung 1912 „nachging“ – buchstäblich, indem sie sich in den 1930er-Jahren zu Fuß zu einer siebenjährigen Weltreise aufmachte.
Emanzipatorischer Freigeist
Schon früh irritierte Ilna das traditionelle, dem 19. Jahrhundert verhaftete Verständnis der wilhelminischen Gesellschaft, indem sie ein grundsätzliches Desinteresse an bürgerlichen Konventionen an den Tag legte:
Gemeinsam mit Hanns Heinz Ewers lernte sie auf Capri die Freikörperkultur schätzen und zeigte sich bereits im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts in Kurzhaarschnitt und Männerkleidung – Jahre bevor die sog. Flapper die Frisur in den 1920ern salonfähig machten und sich Frida Kahlo in Mexiko ähnlich androgyn inszenierte.
Später lebte sie mit dem Komponisten Gustav Krumbiegel in „wilder Ehe“ in Leipzig, bis er 1914 im Ersten Weltkrieg starb. Ab 1917 teilte sie ihr Leben mit der ebenfalls in Düsseldorf geborenen Bildhauerin Elly Unkelbach.
Kunst
In einer Zeit, in der Frauen das Studium an der Düsseldorfer Akademie noch nicht offenstand, beeindruckte Ilnas Kunst durch Vielseitigkeit und Experimentierfreude. Mit Anklängen an die Art Nouveau und die britische Arts-and-Crafts-Bewegung fand sie schon bald zu einem ganz eigenen, eklektischen und von ihren Zeitgenossen hochgeschätzten Stil.
Ilnas Kunst fand die Magie in der Natur, entführte in die Exotik ferner Länder, schmückte das erotisch-verstörende Universum von Hanns Heinz Ewers und lässt uns eintauchen in die Fantastik einer Unterwasserwelt, die mit den „Kunst-Formen der Natur“ spielt. Oszillierend zwischen der Motivik des Jugendstils und dem ästhetischen, von ihren Reisen inspirierten Taumel indischer und fernöstlicher Ornamentik ist der Name Programm:
Ilna schuf im wahrsten Sinne des Wortes einen verzauberten Wunderwald der Kunst, bevölkert von einem magischen Personal der Phantasie.
Tod und Nachleben
Ihren Ruhepol fand Ilna ab 1940 mit Elly Unkelbach erst auf der Insel Reichenau im Bodensee und dann bis zu ihrem Tod 1957 in Allensbach bei Konstanz. Wie so viele Künstler:innen ihrer Generation geriet sie mit ihrer traumhaften Kunst nach den Gräueln der Weltkriege und im Zuge der Neuen Sachlichkeit in Vergessenheit. Seit den späten 2010er-Jahren wird ihre Kunst nun kontinuierlich wiederentdeckt, erschlossen und gefeiert.
Zukunft
Ilna Wunderwald ist eine faszinierende Künstlerinnenpersönlichkeit, die früh die Grenzen des tradierten Frauenbild ihrer Zeit in Frage stellte und zeitlebens das feministische Ideal der eigenständigen und unabhängigen „Neuen Frau“ bediente, die bedingungslos nach harmonischer und friedvoller Selbstverwirklichung strebt – in der Kunst ebenso wie im Leben.
KOOPERATIONSPARTNER*INNEN:
Nathalie Krall, ArtVenture Club e.V.
ERÖFFNUNGSTERMIN:
07. Mai 2025 (150. Geburtstag der Künstlerin), 18:00 Uhr: via Zoom, kostenlose Anmeldung über Eventbrite.
Die physische Enthüllung der Tafel ist für Herbst 2025 geplant.
STANDORT:
ab voraussichtlich Herbst 2025 hängt die Tafel an der Außenseite des Malkastenparks gegenüber dem Humboldt-Gymnasium an der Pempelforter Straße in Düsseldorf