Sie war eine engagierte Demokratin, eine der vier „Mütter des Grundgesetzes“, langjährige Kämpferin für Gleichstellung und Trägerin des Großen Bundesverdienstkreuzes. Seit dem 22. Mai gibt es für Frieda Nadig einen FrauenOrt NRW in ihrer Geburtsstadt Herford.
Die feierliche Einweihung fand im Frieda-Nadig-Bildungszentrum an der Schillerstraße statt, genau dort, wo künftig die FrauenOrt-Tafel an Leben und Werk der Herforderin erinnert.
„Für eine bessere Welt“
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Würdigung einer Frau, die über Jahrzehnte hinweg soziale Politik gestaltete, aber lange Zeit kaum sichtbar war. Murielle Guéguen, Vorsitzende des FrauenRat NRW, erinnerte in ihrem Grußwort daran, wie entscheidend öffentliche Sichtbarkeit und weibliche Vorbilder für unsere Gesellschaft sind:
„Jede Frau, die sichtbar ist, fungiert als Vorbild. Frieda Nadig zählt zweifellos zu diesen Vorbildern. Sie hat für eine bessere Welt gearbeitet.“
Gerade angesichts aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen sei diese Sichtbarkeit umso dringender:
„In einer Zeit, in der wir wieder verstärkt antifeministische Parolen hören, ist es umso wichtiger, Frauen wie Frieda Nadig sichtbar zu machen. Sie stand damals fast ausschließlich Männern gegenüber und setzte sich dennoch unbeirrt für die Rechte von Frauen ein.“
„Eine Frau mit Haltung, Mut und Überzeugungskraft“
Schulleiter Andreas Jürgens führte durch das Programm und begrüßte die zahlreichen Gäste, darunter Bürgermeister Tim Kähler, Angela Lück (AWO OWL), Landrat Jürgen Müller sowie Gisela Bäumer, Nichte von Frieda Nadig.
Bürgermeister Kähler bedankte sich bei all jenen, die den FrauenOrt für Frieda Nadig möglich gemacht haben, für eine Frau, die „einen Herrenclub überzeugt hat, in das Grundgesetz zu schreiben, dass Männer und Frauen gleich sind.”
Prägende Kraft der Neuordnung
Angela Lück, Vorsitzende des Präsidiums und des Aufsichtsrats der AWO OWL, erinnerte daran, das Frieda Nadig mit ihrem Eintreten für Gleichstellung und sozialen Zusammenhalt eine „der prägenden Kräfte in der Neuordnung des Sozialstaates” gewesen sei. Und weiter: „Veränderung ist möglich, wenn wir für unsere Überzeugungen einstehen.”
Die Informationstafel wurde gemeinsam von Murielle Guéguen, Angela Lück, Tim Kähler und Gisela Bäumer enthüllt. Sie ziert künftig die Fassade des Frieda-Nadig-Bildungszentrums und macht Nadigs Wirken im öffentlichen Raum sichtbar.
Musikalische Beiträge und ein gemeinsamer Mittagsimbiss rundeten die Eröffnungsfeier ab und boten Raum für Begegnung und Gespräch.
Vielen Dank an Arbeiterwohlfahrt Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e.V. für diese schöne Eröffnung.
Das Beitragsbild zeigt v.l.n.r.: Tim Kähler (Bürgermeister), Gisela Bäumer (Nichte von Frieda Nadig), Angela Lück (Vorsitzende Präsidium & Aufsichtsrat AWO OWL), Murielle Guéguen (Vorsitzende FrauenRat NRW e.V.)
Fotos: AWO OWL ©Jolina Marie Krell

Friederike „Frieda” Nadig
Frieda Nadig (1897-1970) war 1948/49 als eine von vier Frauen im Parlamentarischen Rat an der Erarbeitung des Grundgesetzes beteiligt, gemeinsam mit Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel. Ihrem Einsatz ist es maßgeblich zu verdanken, dass der Satz „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ in Artikel 3 aufgenommen wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg baute sie als Bezirkssekretärin die Arbeiterwohlfahrt in Ostwestfalen erfolgreich wieder auf und kämpfte im Land- und Bundestag für die Rechte von Frauen, Kindern und Familien – unter anderem für Lohngleichheit und die Gleichstellung ehelicher und unehelicher Kinder.