FrauenRat NRW und Domschatz Essen würdigen eine bedeutende Kirchenfrau des Mittelalters
Am Freitag, 26. April 2024 gab es in Essen doppelt Premiere: Im Beisein von rund 50 Personen wurde der erste dortige FrauenOrt und erste für eine Kirchenfrau eröffnet. Geehrt wird die ottonische Äbtissin Mathilde, die fast 40 Jahre lang das Essener Frauenstift leitete. Mit viel politischem und diplomatischem Geschick bewahrte und vermehrte sie dessen Rechte und Besitz.
Für den FrauenRat NRW e.V. waren die Vorstandsmitglieder Prof*in Dr. Petia Genkova und Monika Kleinefenn dabei.
Mehr als Bergmänner und Braunkohle
Petia Genkova sagte in ihrem Grußwort: “Viele Frauen haben es nicht in die Geschichtsbücher geschafft. Das verzerrt das Bild, was Frauen leisten und können. Es soll künftig viel schwieriger werden, Frauen mit ihren Leistungen und Errungenschaften unter den Teppich zu kehren.”
Monika Kleinefenn betonte in ihrem Grußwort, wie wichtig die Wahl Mathildes dafür ist, den Beitrag von Frauen in der (katholischen) Kirche und im Ruhrgebiet deutlich zu machen:
“Das Ruhrgebiet steht für mehr als Bergmänner und Braunkohle. Es wird auch geprägt von Kirchenfrauen und Kunst. Äbtissin Mathilde ist eine solche Frau [und] Vorbild für alle, die fest überzeugt sind, dass Frauen in Kirche und Kunst eine unverzichtbare Rolle spielen.”
Beispielhafte Tatkraft und Durchsetzungswille
Bis heute sind Mathildes Tatkraft und Durchsetzungswille, mit denen sie die Frauengemeinschaft prägte und familiäre Interessen durchsetzte, in architektonischen und kunsthistorischen Zeugnissen im Essener Dom und Domschatz erkennbar.
Aus dem Beitrag des Domschatz Essen:
“Beinahe 40 Jahre lenkte Äbtissin Mathilde (amt. 971/973 – 1011) im 10./11. Jahrhundert die Geschicke eines bedeutenden Stifts und die einer ganzen Stadt. Sie war eine außergewöhnliche Frau und zählte zu den bedeutendsten Frauen im Reich. Im Dom und im Domschatz sind bis heute Spuren von Mathilde zu sehen. Als die Enkelin Kaiser Ottos des Großen 1011 verstarb, hinterließ sie kostbare Schätze.
Ihre Amtszeit gilt als Glanzzeit des Essener Frauenstifts. Mathilde war es, die mit dem Neubau der Stiftskirche begann. Sie beschäftigte bedeutende Goldschmiede und vermehrte den Bestand der Essener Bibliothek. Bis heute erinnern der Westbau der Domkirche und die hochbedeutenden Kunstwerke auf der Dominsel – wie die Goldene Madonna und das Essener Schwert – an die glanzvolle kaiserliche Zeit von Äbtissin Mathilde.”