Else Gores
geb. 1914 | gest. 1945
Else Gores war eine Arbeiterin, über die kaum mehr als die standesamtlichen Daten überliefert sind. Sie bewies Menschlichkeit und Zivilcourage, indem sie kurz vor Ende des 2. Weltkriegs zwei von der Erschießung bedrohte angebliche „Deserteure“ versteckte. Damit riskierte sie ihr Leben und hat es auch verloren.
Else Gores war nicht nur Opfer – so fühlten viele im Nachkriegsdeutschland –: Sie hat gehandelt.
Meilensteine
- 11.12.1914: Geburt in Düsseldorf in der Arbeiterfamilie Böhnke
- 1933: Machtübernahme der Nationalsozialisten
- 01.09.1939: Beginn des 2. Weltkrieges
- 1939: Else Böhnke heiratet Josef Jakob Gores. Das Paar zieht in die Oberbilker Allee 284.
- 1940: Sohn Josef August wird geboren.
- April 1945: Düsseldorf ist von den US-Amerikanern fast eingekesselt. Else Gores beherbergt zwei angebliche „Deserteure“ und wird denunziert.
- 11.04.1945: Verhaftung Else Gores durch eine Heeresstreife
- 12.04.1945: Else Gores überlebt ihre “Erschießung” im Eller Forst mit durchschossenem Hals.
- Die Heeresstreife holt sie dort erneut ab und ermordet sie mutmaßlich.
- Das Amtsgericht Düsseldorf erklärt im Jahr 1948 den 12.04.1945 zu ihrem Todestag.
- 17.04.1945: Übergabe Düsseldorfs an die US-Truppen
Vita
Über das Leben der Else Gores ist wenig bekannt. Die 30-jährige Arbeiterin lebt Anfang 1945 allein in Oberbilk, ihr Mann ist an der Front, ihr vierjähriger Sohn bei der Großmutter in Thüringen.
Die Lage im Krieg
Im Frühjahr 1945 ist die Düsseldorfer Bevölkerung endgültig müde vom Krieg, die übermächtigen US- und britischen Truppen rücken näher. Sie besetzen Oberkassel, überschreiten den Rhein, nehmen die Stadt in die Zange und beschießen sie. Der Krieg ist praktisch verloren.
Am 8. März 1945 beauftragt der NSDAP-Kreisleiter Walter den seit Dezember 1944 im „Volkssturm“ eingesetzten Hauptmann August Kaiser mit der Führung der Heeresstreife Kaiser. Als Hauptquartier wird eine Wohnung in der Benderstraße 80 konfisziert. Aufgabe der Heeresstreife war, Fahnenflüchtige aufzugreifen und Meldungen über deren Aufenthalt nachzugehen. Fahnenflüchtigen und Helfenden drohte die Todesstrafe. Anfangs bekamen sie ein Verfahren vor einem Stand- und Schnellgericht, in den letzten Kriegstagen hielt sich die Heeresstreife nicht einmal mehr mit solchen Verfahren auf.
Else Gores’ mutige Tat und ihre Ermordung
Else beherbergt im April trotz der Lebensgefahr zunächst ihren fahnenflüchtigen Cousin und dann einen weiteren Fahnenflüchtigen. Doch sie wird verraten. Ein Kommando unter der Leitung von Feldwebel Adolf Stender wurde von Kaiser dorthin geschickt und verhaftete zwei Soldaten, die am Folgetag erschossen wurden.
Nachmittags wurde Else Gores zum Verhör abgeholt, wie man ihr in Gegenwart ihres Stiefvaters sagte, nur „für ein halbes Stündchen“.
Am Morgen des 12. April brachte man Else Gores zum Eller Forst und versuchte, mit einem Genickschuss ihr Leben zu beenden.
Else überlebte. Drei Holz sammelnde Frauen fanden sie mit durchschossenem Hals bei vollem Bewusstsein und trugen sie in die Gaststätte „Zur Waldschenke“. Bevor ihr ein Krankenwagen helfen konnte, fuhr das Kommando unter Feldwebel Stender vor und verschleppte Else Gores.
Sie wurde nie mehr lebend gesehen. Fünf Tage später endet der Krieg in Düsseldorf. Else Gores wurde nur 30 Jahre alt.
Juristische Aufarbeitung
Else Gores’ Leiche wurde nie gefunden, trotz umfangreicher Suche durch ihren Ende April heimgekehrten Ehemann. Aber er machte den versteckten Feldwebel Stender ausfindig, die US-Militärpolizei nahm ihn fest.
1947 begann der Prozess gegen die Mitglieder der Heeresstreife Adolf Stender und August Kaiser. Die Anklage lautete auf „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Es folgten Revisionen und Gnadengesuche.
Letztlich saß Stender zehn Jahre und Kaiser fünf Jahre in Haft. Danach lebten sie ein unbehelligtes Leben und gaben sich geläutert.
Text: komma – Verein für Frauenkommunikation
KOOPERATIONSPARTNER*INNEN:
komma – Verein für Frauenkommunikation e.V.; Frauenforum Düsseldorf; Landeshaupstadt Düsseldorf Gleichstellungsamt; Landeshaupstadt Düsseldorf Bezirksvertretung 8; kfd Stadtdekanat Düsseldorf
ERÖFFNUNG:
12.04.2025
STANDORT:
Eller Fort, nahe Siedlung Freiheit
Standort Google Maps: Stichwort “Gedenkstätte im Eller Forst” 6V 48+XH Düsseldorf