Am 16. Mai 2025 wurde in Telgte der 34. FrauenOrt NRW erröffnet. Er würdigt zwei Frauenpersönlichkeiten, die im 19. Jahrhundert unternehmerische Weitsicht und Selbstbestimmung vorlebten: Christine und Angela Terfloth.
Zahlreiche Gäste waren bei bestem Wetter zur Weide beim Bernsmeyer Haus erschienen. Bürgermeister Wolfgang Pieper begrüßte die Gäste, darunter ein Nachfahre der Terfloth-Schwestern, sowie den ehemaligen Bürgermeister Ulrich Roeingh. Pieper bedankte sich bei allen, die sich für die Sichtbarkeit der Frauen eingesetzt hatten, denn „Männer haben eine eingeschränkte Sicht, wir weiten jetzt unseren Blick.“
Was sichtbar ist, wird möglich
Sarah Gonschorek vom Vorstand des FrauenRat NRW machte in ihrem Grußwort deutlich: Sichtbarkeit schafft Vorbilder. „Du kannst das werden, was du siehst. Erfolg war nie eine Frage des Geschlechts – und darf es auch heute nicht sein.“
Eine Geschichte mit Widerhall
Dr. Stefanie Reitzig, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Telgte, und Gaby Fartmann, ehemalige Gleichstellungsbeauftragte und Mitwirkende im Verein Kulturelle e.V., erinnerten in ihren Reden an die unternehmerische Leistung der Terfloth-Frauen. Christine Terfloth war Mutter von zwölf Kindern und zugleich Geschäftsfrau, eine auch heute noch beeindruckende Leistung.
Pastoralreferent Richard Schu-Schätter von der katholischen Kirchengemeinde St. Marien hob hervor, dass das Bernsmeyerhaus mit seiner Geschichte, von den Mühlenfrauen bis zu den Franziskanerinnen, ein ganz realer „Frauenort“ sei.
Blick zurück – und nach vorn
Im Anschluss an die Reden wurde die Stele feierlich enthüllt. Musikalisch begleitet wurde der Festakt am 16. Mai vom Quartett Friday Strings.
Höhepunkt des Nachmittags war ein szenischer Dialog, in dem Gaby Fartmann und Dr. Stefanie Reitzig Christine und Angela Terfloth noch einmal zu Wort kommen ließen, mit einem augenzwinkernden Blick aus dem Himmel auf das Bernsmeyerhaus, das bis heute nicht ihren Namen trägt. Zum Schluss stand eine klare Botschaft: Die Erinnerung an diese beiden Telgterinnen soll weitergegeben werden, damit ihre Geschichte nicht vergessen wird.
Ein Ort, der weiterwirkt
Mit Telgte als FrauenOrt NRW wird die Geschichte der Terfloth-Frauen hör- und sichtbar, nicht nur durch die Stele, sondern auch in Stadtführungen, Schulprojekten und persönlichen Erinnerungen. Die neue Gedenkstele unter der Weide am Christoph-Bernsmeyer-Haus, dort, wo einst die Terfloth-Mühle stand, erinnert als FrauenOrt an zwei Pionierinnen weiblicher Selbstbestimmung und an eine fast vergessene Wirtschaftsgeschichte der Stadt.
Wir danken der Gleichstellungsbeauftragte Telgte, Kulturelle e.V., Heimatverein Telgte e.V., AK „Wir Frauen in Telgte“, Tourismus + Kultur Stadt Telgte für diese schöne Eröffnung.
Das Beitragsbild zeigt v.l.n.r.: Dr. Stefanie Reitzig, Gaby Fartmann, Sarah Gonschorek
Fotos: ©Stadt Telgte / Jäger

CHRISTINE Terfloth (~1769-1850) und ANGELA Terfloth (1793 -1883)
Telgte | Christine Terfloth (~1769-1850) und ihre Tochter Angela Terfloth (1793-1883) begründeten im 19. Jahrhundert eine Dynastie von Unternehmerinnen ihres Mühlengeschäfts und sicherten es durch weibliche Erbfolgeregelungen.