Anlässlich des Internationalen Frauentages hat der FrauenRat NRW am Donnerstag, 6. März die Posterausstellung zum Projekt FrauenOrte NRW im Landtag NRW eröffnet.
Das Projekt FrauenOrte NRW und sein Träger, der FrauenRat NRW, waren Gast bei der Veranstaltung des Landtags NRW zum Internationalen Frauentag. 140 Personen aus Politik und Zivilgesellschaft, Verbänden und Initiativen hatten sich angemeldet, um an der Vernissage zur Posterausstellung und dem anschließenden Festprogramm im Bistro des Landtags teilzunehmen.
„Frauenrechte sind Menschenrechte“
Berivan Aymaz, Vizepräsidentin des Landtags, sagte in ihrer Eröffnungsrede:
„Frauen prägen maßgeblich unsere Gesellschaft in Politik, Wissenschaft, Kunst und Widerstand, doch ihre Leistungen bleiben oft unsichtbar. Mit dieser Ausstellung machen wir Biografien von Frauen sichtbar, die die Geschichte Nordrhein-Westfalens mutig mitgestaltet haben. Damit setzen wir gerade in Zeiten, in denen emanzipatorische Errungenschaften weltweit gefährdet sind, ein klares Zeichen: Frauenrechte sind Menschenrechte – und ihre Verwirklichung bleibt eine zentrale Aufgabe unserer Zeit.“
Ausstellung: 20 Plakate über Projekt und Persönlichkeiten
Begleitet durch das Frauentrio „Glitter & Gold“ an Kontrabass, E-Gitarre und Saxofon konnten die Besucherinnen die Ausstellung besichtigen: 20 großformatige Plakate, die über das Projekt informieren und eine Auswahl an Frauenpersönlichkeiten zeigen. Ein QR-Code führt auf die jeweilige Biografieseite zum Weiterlesen.
Der FrauenRat NRW läutete mit der Vernissage zudem sein Jubiläumsjahr 2025 ein, in dem er seinen 55. Geburtstag feiert. Seit 1970 setzt sich der überparteiliche, -politische und -konfessionelle Verein im Namen von zwei Millionen Frauen für gleichstellungspolitische Fragen und Forderungen auf Landesebene ein.
„Weg der Gleichstellung noch lange nicht zu Ende“
Murielle Guéguen, Vorsitzende des FrauenRat NRW:
„Die Kraft der Sichtbarkeit ist von unschätzbarem Wert und geht über die Schaffung einer geschlechtergerechten Erinnerungskultur hinaus. Jede sichtbare Frau fungiert als Vorbild, teilt ihr Fachwissen und inspiriert andere Frauen.“
Sie blicke mit „Freude und Stolz“ auf das Projekt, mahnte jedoch gleichzeitig angesichts des bevorstehenden Internationalen Frauentages zu Einigkeit.
„[Wir] dürfen nicht vergessen, dass der Weg zur Gleichstellung noch lange nicht zu Ende ist. Es ist nicht die Zeit für ideologische Spaltung und Maximalforderungen. Nein, es ist die Zeit für Wachsamkeit. Und nein, die Zukunft Deutschlands ist nicht nur Männersache.“
„Runtergebrochen auf ein Wort: Gerechtigkeit“
Projektleiterin Saskia Bellem stellte im Gespräch mit Moderatorin Elif Şenel vor, wie und warum Frauen für das Projekt ausgewählt wurden. Neben der Würdigung durch Infotafeln verfolgt der FrauenRat ein langfristiges Ziel.
„Wir wünschen uns, dass ihre Namen genauso selbstverständlich wie Männernamen im Zusammenhang mit einer Stadt oder Kommune erwähnt werden, dass in Schulbüchern die Geschichtsschreibung vielfältiger wird und insgesamt der Eindruck, Geschichte wurde und wird nur von Männern geschrieben, zurechtgerückt wird. Runtergebrochen auf ein Wort: Gerechtigkeit.“
„Frauenbewusstsein braucht Geschichtsbewusstsein“
Dr. Uta C. Schmidt, Historikerin und Mitglied im ehrenamtlichen, unabhängigen Fachbeirat des Projekts, betonte in ihrer Keynote die Chance, von historischen Persönlichkeiten mit ihren zeitlich geprägten Lebensläufen und Überzeugungen zu lernen.
„Frauenbewusstsein – oder feministisches Bewusstsein – braucht auch Geschichtsbewusstsein. Das stellt Zusammenhänge her zwischen Gegenwartsfragen, Vergangenheitsbezügen und Zukunftsvorstellungen. Das Wissen um ihre Arbeit und Erfolge, ihre Enttäuschungen und Scheitern schärft den Möglichkeitssinn, dass Dinge nicht so sein müssen, wie sie gerade laufen. Das macht die Inspiration und das Empowerment aus Geschichte für die Gestaltung von Zukunft aus.“
Geschichtsbewusstsein als Grundlage für Gleichstellungspolitik
Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Koordinations- und Forschungsstelle des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW, schilderte die Arbeit des Fachbeirats: Er hatte bei der Auswahl aus den Bewerbungen größtmögliche zeitliche, örtliche, thematische und biografische Vielfalt zugrunde gelegt. Ihr Appell:
„Nutzen wir sie als Anlässe für Austausch und Kommunikation, für die Entwicklung von Geschichtsbewusstsein als Grundlage für zukünftige Frauen- und Gleichstellungspolitik.“
Besichtigung der Ausstellung
Die Ausstellung ist unter Vorlage des Personalausweises bis einschließlich Donnerstag, 27. März in der Bürgerhalle (barrierefreies EG) des Landtagsfoyers zu besichtigen. Im Anschluss ist die Erstellung einer Posterausstellung mit allen Frauenpersönlichkeiten geplant, die voraussichtlich im Herbst 2025 auf der Website des Projekts kostenfrei abrufbar sein wird.
Zum Weiterlesen
Rede von Murielle Guéguen im Wortlaut: Website FrauenRat NRW
Rede von Dr. Uta C. Schmidt (Auszug): Website des FrauenRat NRW
Fotogalerie
Alle Fotos: (c) FrauenRat NRW/Tina Umlauf